Branding mit KI
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KI-Tools

Branding mit KI: Revolution oder Risiko für Markenidentität?

KI im Branding: Effizienz, Risiken & kreative Grenzen.

Lesezeit:

9 Minuten

Paul Schlager im weißen Tshirt vor einer Altbauwand.

Paul Schlager

Designer

KI-Tools

25. März, 2025

Branding war schon immer mehr als nur ein schönes Logo. Es ist das unsichtbare Versprechen einer Marke, das sich in Sprache, Bild, Verhalten und Werten manifestiert. Doch was passiert, wenn diese Identität zunehmend von Algorithmen mitgestaltet wird? Künstliche Intelligenz (KI) hat ihren festen Platz in der Welt des Marketings gefunden – auch im Branding. KI-Tools generieren Logos, Texte, Farben und sogar Tonalitäten. Klingt effizient. Aber ist das auch authentisch? Und wo bleibt der kreative Mensch?

In diesem Artikel erfährst du, wie KI den Branding-Prozess beeinflusst – positiv wie kritisch. Du lernst Tools kennen, die dich unterstützen können, bekommst aber auch ein realistisches Bild davon, was KI (noch) nicht leisten kann. Und wir werfen gemeinsam einen Blick auf die ethischen Fragen, die mit dieser neuen Technologie einhergehen. Denn eines ist klar: Die Zukunft des Brandings wird intelligent – aber nur, wenn wir auch klug damit umgehen.

Was ist AI im Branding?

Branding mit KI bedeutet, dass Technologien wie Machine Learning, Natural Language Processing (NLP) oder Bildgeneratoren wie Midjourney oder DALL·E genutzt werden, um Markeninhalte zu entwickeln oder zu analysieren. Das beginnt bei der automatisierten Texterstellung und reicht bis hin zur Generierung von Logo-Entwürfen und der Vorhersage von Markenwahrnehmung anhand von Userdaten.

Dabei ist KI nicht nur Werkzeug, sondern beeinflusst zunehmend strategische Entscheidungen. Algorithmen erkennen Muster im Verhalten von Kund*innen, liefern Vorschläge zur Markenpositionierung und helfen dabei, Content zielgruppenspezifisch auszuspielen.

Doch genau hier liegt ein kritischer Punkt: KI basiert auf Daten – und diese sind immer ein Blick zurück. Innovation, emotionale Tiefe und kulturelles Feingefühl können Maschinen bislang nur sehr begrenzt erfassen.

Logo von Chatgpt in 3D Glass style.
Logo von Chatgpt in 3D Glass style.
Logo von Chatgpt in 3D Glass style.

Wie kann KI den Branding-Prozess verbessern?

Beginnen wir mit den Vorteilen, denn die sind zweifellos vorhanden. KI kann im Branding für Geschwindigkeit und Konsistenz sorgen. Inhalte werden automatisiert erstellt, visuelle Assets katalogisiert und Metadaten systematisch vergeben – eine enorme Erleichterung gerade bei großen Content-Mengen.

Beispiel: Mit einem Tool wie Contentstack lassen sich auf KI-Basis individuelle Landingpages für unterschiedliche Zielgruppen erstellen – dynamisch, datengetrieben und in Sekundenschnelle².

Auch im Digital Asset Management (DAM) zeigen sich klare Stärken: Plattformen wie Bynder oder Canto nutzen KI, um Inhalte zu verschlagworten, zu kategorisieren und auffindbar zu machen. Das spart Zeit und reduziert Fehler in der Markenkommunikation.

Und: KI kann kreative Ideen inspirieren. Tools wie Looka oder Tailor Brands generieren Logo-Entwürfe basierend auf wenigen Eingaben – ideal als Ausgangspunkt für kreative Prozesse.

Aber: KI ersetzt keine Markenstrategie. Wer sich nur auf Tools verlässt, riskiert generische Ergebnisse, die austauschbar wirken und wenig Markencharakter aufbauen.

Welche KI-Tools eignen sich für die Markenentwicklung?

Die Tools im Bereich KI-gestütztes Branding ist vielfältig – und wächst rasant. Dabei reicht das Spektrum von automatisierten Designplattformen über Content-Personalisierung bis hin zu komplexen Datenverwaltungssystemen. Hier ein genauerer Blick auf die Tools, die derzeit in der Praxis eingesetzt werden:

  • Looka
    Looka ist ein KI-gestützter Logo-Generator, der aus ein paar Fragen zu Stil, Branche und Wunschfarben vollautomatisch Logo-Vorschläge generiert. Nutzer*innen können Schriftarten, Icons und Farbpaletten anpassen. Das Tool richtet sich an kleine Unternehmen oder Einzelpersonen, die schnell eine visuelle Markenidentität benötigen – ohne Designkenntnisse. Zwar bietet Looka viele Variationen, doch die Ergebnisse ähneln sich oft, da die KI auf bestehenden Designtrends basiert.
    https://looka.com


  • uBrand
    uBrand geht einen Schritt weiter: Die Plattform unterstützt bei der Definition von Markenwerten, Tonalität und visuellen Stilrichtlinien. Auf Basis eines KI-gestützten Onboardings erstellt das System Vorschläge für Logos, Typografie, Farbwelt, aber auch Textbausteine und Brand Statements. Ziel ist eine konsistente Markenidentität über alle Kanäle hinweg. Das klingt ambitioniert – doch der Erfolg hängt stark von der Qualität der Eingaben und dem Feintuning durch den Menschen ab.
    https://ubrand.com


  • Contentstack
    Contentstack ist ein sogenanntes „Headless CMS“ mit KI-Funktion. Es hilft Unternehmen, Inhalte über verschiedene Touchpoints hinweg zu verwalten und zu personalisieren. Mithilfe von Machine Learning kann Contentstack beispielsweise erkennen, welche Texte bei welcher Zielgruppe besonders gut funktionieren – und entsprechende Varianten ausspielen. Besonders spannend: Die Plattform erlaubt die automatische Generierung und Anpassung von Textmodulen in Echtzeit.
    https://www.contentstack.com


  • Bynder & Canto
    Beide Tools sind spezialisierte Digital Asset Management (DAM)-Systeme, die KI nutzen, um Mediendateien effizienter zu verwalten. Sie erkennen automatisch Bildinhalte, vergeben Metadaten, ordnen Assets den richtigen Kampagnen zu und machen die Suche nach Dateien blitzschnell. Besonders für größere Unternehmen mit viel Content und mehreren Stakeholdern sind sie Gold wert.
    https://www.bynder.com / https://www.canto.com


  • Wedia
    Wedia fokussiert sich auf die KI-gestützte Erstellung von visuellen Inhalten für Kampagnen. Dazu gehören zum Beispiel Bilder, die auf Basis von Produktdaten, Zielgruppen-Insights oder Kampagnenzielen automatisch generiert und optimiert werden. Das Tool integriert sich in bestehende Marketingprozesse und kann visuelles Material in mehreren Varianten und für verschiedene Kanäle bereitstellen.
    https://www.wedia-group.com

Doch trotz dieser faszinierenden Möglichkeiten gilt: Diese Tools sind Werkzeuge, keine Markenstrateg*innen. Sie liefern Bausteine – aber kein gesamtes Markenerlebnis. Wer sie nutzt, sollte ihre Rolle kennen: Unterstützung, nicht Führung. Denn eine KI kann keine Markenidentität „fühlen“ – und genau das braucht es für echtes Branding.


Wie beeinflusst KI die Markenidentität?

Markenidentität ist das, was Konsument*innen fühlen, wenn sie mit deiner Marke in Berührung kommen. Sie entsteht durch Wiedererkennung, Vertrauen und emotionale Bindung. Hier wird es bei KI heikel.

KI kann zwar Inhalte erzeugen, die auf Daten und Trends basieren. Aber sie versteht keine Bedeutung im menschlichen Sinn. Ein von einer KI gestaltetes Design kann optisch stimmig sein – aber bleibt es im Gedächtnis? Trifft es einen kulturellen Nerv? Spiegelt es echte Werte? Passt es zu meinem Branding?

Ein Beispiel: Eine KI erstellt ein Farbkonzept für ein nachhaltiges Mode-Label – rein auf Basis bisher erfolgreicher Designs im Segment. Doch sie berücksichtigt nicht, dass bestimmte Farben in anderen Kulturen gegensätzliche Bedeutungen haben können. Das kann sogar kontraproduktiv wirken³.

Gute Markenarbeit lebt von Subtilität, Empathie und kultureller Intelligenz. Das kann eine KI noch nicht leisten – und vielleicht wird sie das auch nie vollständig können.

KI Workflow Illustration
KI Workflow Illustration
KI Workflow Illustration

Kann KI kreative Prozesse im Branding ersetzen?

Kurz gesagt: Nein. Aber sie kann sie unterstützen – und manchmal sogar anregen. Gerade bei Routineaufgaben oder für erste Entwürfe ist KI extrem nützlich. Eine KI kann 20 Headline-Varianten in Sekunden generieren. Oder Moodboards erstellen, die Trends spiegeln. Doch die finale kreative Entscheidung bleibt (noch) bei dir.

Der Unterschied liegt im Warum: Eine Designer*in fragt sich, was die Marke einzigartig macht. Die KI fragt: Was hat in der Vergangenheit funktioniert?

Kreativität ist nicht nur Kombinatorik, sondern Kontextverständnis. Und das fehlt KI meist. Das führt dazu, dass viele KI-generierte Designs sich ähneln – generisch, erwartbar, visuell „safe“.

Wer sich darauf verlässt, riskiert Branding ohne Seele.


Welche ethischen Überlegungen gibt es beim Einsatz von KI im Branding?

Branding ist Verantwortung. Und wer KI einsetzt, muss sich mit ethischen Fragen auseinandersetzen – nicht irgendwann, sondern jetzt.

Datenethik: KI-Tools brauchen Trainingsdaten – oft viele davon. Aber woher stammen sie? Sind sie fair, divers, aktuell? Werden kulturelle Stereotype reproduziert?

Transparenz: Wenn eine KI einen Slogan schreibt – sollte das gekennzeichnet sein? Wissen die Kund*innen, dass das Markenversprechen von einem Algorithmus kommt?

Autonomie vs. Automatisierung: Wie viel Kontrolle geben Unternehmen an Maschinen ab – und was bedeutet das für kreative Berufe?

Bias: KI-Modelle spiegeln oft bestehende Vorurteile wider. Im Branding kann das fatale Folgen haben – etwa wenn bestimmte Zielgruppen ausgeblendet oder falsch dargestellt werden.

Die Technik allein ist nicht das Problem. Die Frage ist, wie wir sie einsetzen.

Illustrationen von Gehirnen, eins zeigt ein menschliches und das andere eines einer KI.
Illustrationen von Gehirnen, eins zeigt ein menschliches und das andere eines einer KI.
Illustrationen von Gehirnen, eins zeigt ein menschliches und das andere eines einer KI.

Best Practices für KI-gestütztes Branding

Wenn du KI im Branding einsetzt – mach es bewusst. Hier ein paar Strategien, wie du das Beste herausholst, ohne die Kontrolle zu verlieren:

  • Nutze KI für Vorschläge, aber nie für finale Entscheidungen.

  • Prüfe alle KI-generierten Inhalte auf kulturelle Relevanz und Tonalität.

  • Kombiniere KI-Tools mit menschlicher Moderation – besonders bei sensiblen Themen.

  • Dokumentiere Prozesse und behalte deine Markenidentität im Blick.

  • Teste Inhalte mit echten Zielgruppen – nicht nur mit Algorithmen.

Branding ist eine strategische Aufgabe. KI kann dir helfen – aber du bleibst der/die Entscheiderin.

Warum KI Branding nicht ersetzen kann

Branding mit KI ist mehr als ein Trend – es ist ein realer Wandel, der Arbeitsprozesse, Rollen und Denkweisen verändert. Doch bei aller Begeisterung für neue Tools und Technologien darf eines nicht vergessen werden: Branding ist und bleibt ein zutiefst menschlicher Prozess.

KI kann Vorschläge machen. Sie kann analysieren, vergleichen, automatisieren. Aber sie kann nichts erschaffen, das es noch nie gab. Sie baut auf Daten, auf Vergangenem, auf Mustern. Menschen hingegen sind in der Lage, radikal neue Ideen zu entwickeln, Unerwartetes zu kombinieren und Emotionen zu erzeugen, wo vorher keine waren. Und genau das macht starkes Branding aus.

Wenn alle Marken auf dieselben Tools, dieselben Vorlagen, dieselben Algorithmen setzen – dann entsteht ein Meer an Austauschbarkeit. Gleichförmigkeit statt Differenzierung. Deshalb ist es so wichtig, dass Markenverantwortliche und Designer*innen KI als unterstützendes Werkzeug verstehen – aber nie als Ersatz für Kreativität, Intuition und Kontextwissen.

Außerdem müssen wir über Verantwortung sprechen: Wer KI nutzt, muss sich den ethischen Fragen stellen. Datenbias, kulturelle Sensibilität, Transparenz in der Kommunikation – all das gehört zur neuen Realität im Branding. Marken, die Vertrauen schaffen wollen, müssen auch vertrauenswürdig mit Technologie umgehen.

Mein persönlicher Standpunkt ist klar: KI kann Branding nicht übernehmen. Und sie sollte es auch nicht. Sie kann uns helfen, schneller zu sein, strukturierter, datenbasierter – aber die Seele einer Marke kommt von Menschen. Nur wir können Geschichten erzählen, die berühren. Nur wir spüren, wann eine Botschaft „echt“ ist. Und genau das wird in einer KI-dominierten Welt zur wichtigsten Kompetenz.

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